7. Die Mix-Ansicht

In den letzten drei Kapiteln haben wir uns ausschließlich mit der Arrange-Ansicht beschäftigt, vor allem mit dem Arranger-Panel. Und obwohl wir mit der Arrange-Ansicht noch nicht fertig sind, ist es nun an der Zeit, sich weitere Ansichten von Bitwig Studio anzusehen.

In diesem Kapitel werden wir uns mit der Mix-Ansicht und ihrem zentralen Element, dem Mixer-Panel, beschäftigen. Der Zweck der verschiedenen Ansichten ist es, Ihnen Werkzeuge für eine bestimmte Aufgabe an die Hand zu geben. In diesem Fall ist es natürlich das Mischen der verschiedenen Spuren.

Wir werden uns zuerst das Mixer-Panel und dessen Funktionen genauer ansehen. Wir werden außerdem noch weitere Stellen außerhalb der Mix-Ansicht kennenlernen, wo Signale zusammengemischt werden. Zuletzt werden wir lernen, wie man mit dem Output Monitoring Panel den Ausgang der Master-Spur kontrollieren kann.

Das Mixer-Panel

Wir schauen uns zunächst das Mixer-Panel selbst an. Innerhalb der Mix-Ansicht ist das Mixer-Panel das einzige zentrale Panel.

Das Layout des Arranger-Panels ist horizontal ausgelegt, was es ideal zum Betrachten einer von links nach rechts verlaufenden Zeitleiste macht. Das Mixer-Panel hingegen ist wie ein traditionelles Mischpult vertikal ausgerichtet, mit den verschiedenen Funktionsgruppen übereinander.

Die Bereiche ganz oben (Spur-Header) und ganz unten (Channelstrip-Bereich) sind immer sichtbar. Mit den Anzeige-Schaltern rechts unten können Sie bestimmen, welche der sechs anderen Sektionen angezeigt werden sollen oder nicht. Mit den letzten beiden Schaltern lassen sich Effektspuren und deaktivierte Spuren einblenden.

Wir gehen die einzelnen Bereiche des Mixer-Panels der Reihenfolge nach durch. Fangen wir oben an.

Spur-Header

Die Spur-Header im Mixer-Panel beinhalten dieselben Informationen wie die Spur-Header im Arranger-Panel.

Jeder Spur-Header besteht aus mindestens drei Teilen:

  • Spur-Farbbalken: Eine Anzeige der Farbe, welche der Spur zugeordnet ist.

  • Das Spurtyp-Symbol zeigt die Art der Spur an (siehe Spurtypen).

  • Spurname: Der Name, welcher der Spur zugewiesen ist.

  • Der Track-Fold-Schalter ist für Spuren verfügbar, deren Signalpfad bestimmte Container-Devices enthält (z. B. Drum Machine, Instrument Layer oder FX Layer). In diesen Devices befinden sich Ebenen, die gewöhnlichen Channelstrips ähnlich sind und viele gemeinsame Elemente wie Lautstärke, Panorama, Sends und Kommentare haben. Sobald ein Fold-Schalter aktiviert ist, expandiert die Darstellung des Channelstrips nach rechts und zeigt alle Ebenen des Containers an.

Clip-Launcher-Panel

Alle Elemente des Clip-Launcher-Panels kennen wir bereits aus dem Mixer-Panel (siehe Kapitel 6: Der Clip-Launcher).

Die einzelnen Elemente wurden jedoch so angeordnet, dass sie besser zur vertikalen Orientierung der Spuren in dieser Ansicht passen. Jede Spur kann außerdem horizontal vergrößert oder verkleinert werden, um mehr Platz für die enthaltenen Clips zu haben.

Kommentarbereich

Im Kommentarbereich werden alle Kommentare von Spuren und (sichtbaren) Ebenen / Drum Chains nebeneinander angezeigt. Sie können für Notizen über Aufnahmeeinstellungen, Sounds, Mixer-Einstellungen, To-do-Listen o. Ä. genutzt werden.

Mit einem Klick auf den Kommentarbereich können Sie Text hinzufügen und wie gewohnt bearbeiten.

Pegelanzeigen-Bereich

Diese hochauflösenden Stereo-Pegelanzeigen visualisieren den aktuellen Lautstärkepegel am Ausgang einer Spur.

Die Anzeigen selbst zeigen zwei Werte gleichzeitig an:

  • Das obere Ende des Farbbalkens zeigt den aktuellen Durchschnittswert an (vereinfacht gesagt die Lautheit einer Spur).

  • Die gestrichelte Linie darüber zeigt den momentanen Spitzenpegel an.

Links neben der Anzeige finden Sie die Einheit in Dezibel (dB). Die Werte am unteren Ende der Skala sind negativ (beginnend mit negativ unendlich) und führen über null dB hin zu positiven Dezibelwerten am oberen Ende der Skala.

Unter jeder Anzeige wird auf der rechten Seite der Spitzenpegelwert numerisch dargestellt.

Um die Anzeige des Spitzenpegelwertes zurückzusetzen, klicken Sie auf die numerische Anzeige des Wertes.

Um alle Anzeigen der Spitzenpegelwerte zurückzusetzen, klicken Sie bei gedrückter SHIFT-Taste auf die numerische Anzeige des Wertes.

Die Pegelanzeigen werden umso größer dargestellt, je mehr Sektionen Sie am Bildschirm ausblenden. Sie können so die Auflösung der Anzeigen erhöhen.

Spur-Remotes

Mit den Spur-Remotes können Sie die Remote Controls der einzelnen Spuren direkt im Mixer-Panel anzeigen lassen.

Die Option, Parameter verschiedener Spuren nebeneinander anzeigen zu können, bietet neue Möglichkeiten der Visualisierung und der Interaktion. Mit einem Rechtsklick auf diesen Bereich öffnet sich ein Pop-up-Menü mit allen relevanten Optionen.

Delete Remote Control löscht die Remote Control. Mit einem Klick auf das darauf erscheinende Wi-Fi-Symbol können Sie einen neuen Parameter zuweisen.

Mit der Option Aliase von Preset Remotes in Spuren legen Sie fest, ob Spuren bestimmte Remote Controls von Devices anzeigen sollen, solange Sie keine eigenen zugewiesen haben.

Mit Anzahl von Spur-Remotes im Mixer können Sie die Anzahl der angezeigten Remote Controls festlegen. Falls hier beispielsweise 3 eingestellt ist, werden nur die ersten drei Remote Controls einer Spur angezeigt.

Device-Bereich

Im Device-Bereich finden Sie eine Liste aller Top-Level-Devices für jede Spur.

Im Gegensatz zum Device-Panel (siehe Das Device-Panel), wo Sie Zugriff auf einzelne Parameter der Devices haben, können Sie von hier aus das Device-Panel aufrufen, vorhandene Devices kopieren, verschieben oder neue Devices hinzufügen.

Um ein Device einer Spur innerhalb des Device-Panels zu fokussieren, doppelklicken Sie das Device.

Um ein Device zu verschieben, klicken Sie auf das Device und ziehen es an die gewünschte Position.

Um das Device zu kopieren, halten Sie zusätzlich ALT gedrückt.

Um ein Device-Layer zu erstellen, drücken Sie SHIFT und ziehen ein Device über ein anderes. An dieser Stelle entsteht ein Device-Layer.

Um ein neues Device hinzuzufügen, klicken Sie auf den Add-Device-Schalter (das Symbol +) der Spur, woraufhin ein Pop-up-Fenster erscheint (siehe Kapitel 4: Browser in Bitwig Studio).

Beachten Sie, dass bestimmte Devices kleine Visualisierungen in diesem Bereich anzeigen. Dazu gehören beispielsweise EQ-Kurven (EQ+, EQ-5 und EQ-2) oder Anzeigen für die Pegelreduktion (Compressor, De-Esser, Dynamics, Gate und Peak Limiter).

Send-Bereich

Im Send-Bereich finden Sie einen Lautstärkeregler für jede Effektspur, die in Ihrem Projekt vorhanden ist. Mit Ausnahme der Masterspur ist dieser Bereich in allen Spuren und allen sichtbaren Ebenen verfügbar.

Der Send-Bereich befindet sich unterhalb des Device-Bereichs und besteht aus Reglern, die rechtsbündig untereinander angeordnet sind. In der obigen Abbildung gibt es vier Effektspuren und somit vier Send-Regler pro Spur. Mit den Send-Reglern können Sie einen Teil des Signals einer Spur zu verschiedenen Effektspuren schicken. Send-Regler beeinflussen nicht den Ausgangspegel einer Spur.

Für jeden einzelnen Send-Regler können Sie entscheiden, ob das Audiosignal vor oder nach dem Lautstärkeregler der Spur abgegriffen wird. Diese Einstellung wird Pre (für Pre-Fader, also vor dem Lautstärkeregler) und Post (für Post-Fader) genannt. Eine dritte Auswahlmöglichkeit ist Auto. Dies ist die Standardeinstellung und überlässt es der Effektspur zu entscheiden, ob Pre oder Post verwendet wird (siehe Effektspuren und Effekt-Sends im Inspektor). Um diese Einstellung grafisch zu verdeutlichen, wird der Ring um den Send-Regler entsprechend eingefärbt – Post-Sends werden gelb, Pre-Sends blau dargestellt.

Um die Einstellung des Send-Reglers zu ändern, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Regler und wählen die gewünschte Option im Kontextmenü aus.

Jeder Send kann außerdem deaktiviert werden. Dies ist eine gute Methode, um den Signalfluss zu variieren, ohne den Send-Pegel zu verändern. Darüber hinaus kann es auch die CPU-Belastung verringern.

Um einen Send ein- oder auszuschalten, klicken Sie auf den Namen eines Sends. Der Text und der Send-Regler wechseln daraufhin die Helligkeit zwischen normal (aktiviert) und abgedunkelt (deaktiviert).

Um alle Sends einer Spur gemeinsam ein- oder auszuschalten, halten Sie die SHIFT-Taste gedrückt und klicken auf einen beliebigen Send-Namen einer Spur. Alle Sends dieser Spur werden daraufhin gemeinsam aktiviert bzw. deaktiviert.

Weiterhin gibt es mit der Funktion Nicht verwendete Sends deaktivieren eine Möglichkeit, die CPU-Belastung zu verringern und die Übersichtlichkeit des Mixers zu verbessern. (Für weitere Informationen über die Zuweisung von Kurzbefehlen, siehe Tastaturkommandos)

[Anmerkung]Anmerkung

Bei Projekten, die mit Bitwig Studio 4.3 oder neuer erstellt wurden, sind alle Sends standardmäßig deaktiviert. Sobald ein Send-Regler das erste Mal verändert wird (ein einfacher Klick ist bereits ausreichend), wird er automatisch aktiviert. So stehen zwar alle Sends mit nur einem Klick zur Verfügung, gleichzeitig aber wird die CPU-Belastung auf ein Minimum reduziert.

Track-I/O-Bereich

Im Track-I/O-Bereich können Sie Eingangs- und Ausgangspfade einer Spur einstellen. Das Vorgehen ist hier genauso wie im Arranger-Panel (siehe Track-I/O-Einstellungen).

Channelstrip-Bereich

Der Channelstrip-Bereich enthält viele Bedienelemente, die sich auch im Spur-Header im Arranger-Panel befinden.

Hier finden Sie die folgenden Bedienelemente:

  • Mit dem Pan-Regler steuern Sie die Position der Spur im Stereobild.

  • Aufnahmeschalter: Schaltet die Spur in den Aufnahmezustand.

  • Soloschalter: Sobald bei einer Spur der Soloschalter aktiviert ist, werden nur Spuren mit aktiviertem Soloschalter wiedergegeben.

  • Mute-Schalter: Schaltet die Spur stumm.

  • Lautstärkeanzeige: Stereo-Anzeige für den Ausgangspegel der Spur.

  • Lautstärkefader: Ein Regler für den Ausgangspegel der Spur.

Crossfader-Bereich

Der Crossfader-Bereich besteht aus dem globalen Crossfader der Master-Spur und dem Track-Mix-Selector in allen anderen Spuren. Mit diesem können Sie auswählen, ob eine Spur dem A-Mix, B-Mix oder beiden Mixen zugewiesen wird.

  • Wenn der Track-Mix-Selector auf der Position A steht, hat der globale Crossfader keine Auswirkung auf diese Spur, solange er sich zwischen dem linken Rand und der Mitte befindet. Sobald man den globalen Crossfader von der Mitte hin zum rechten Rand bewegt, wird die Spur langsam ausgeblendet.

  • Wenn der Track-Mix-Selector auf der Position B steht, hat der globale Crossfader keine Auswirkung auf diese Spur, solange er sich zwischen dem rechten Rand und der Mitte befindet. Sobald man den globalen Crossfader von der Mitte hin zum linken Rand bewegt, wird die Spur langsam ausgeblendet.

  • Wenn der Track-Mix-Selector beiden Mixen zugewiesen ist (zu erkennen an dem Rautensymbol in der Mitte), ist die Spur völlig unabhängig von dem globalen Crossfader.

[Anmerkung]Anmerkung

Beachten Sie, dass die Einstellung für den Crossfader immer aktiv ist, auch wenn der Crossfader-Bereich ausgeblendet ist.

Die aktuelle Position des globalen Crossfaders ist außerdem als Modulatorsignal verfügbar, das Sie in jedem Device und auf jeder Spur einsetzen können (siehe Globals).

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