6. Der Clip-Launcher

In den vorherigen Kapiteln haben wir uns eingehend mit dem Arranger beschäftigt. Der Arranger ist unerlässlich, um Musik aufzunehmen und zu arrangieren. Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit, Musik in Bitwig Studio zu erstellen.

Das Clip-Launcher-Panel – oder kurz Launcher – ist sozusagen der künstlerische Bruder des Arrangers. Während Sie mit dem Arranger auf einfache Art und Weise eine vorgefertigte Idee zu einem Song ausarbeiten können, bietet Ihnen der Launcher die Möglichkeit, mit Ihren Clips frei zu improvisieren. Doch dazu später mehr.

Wir beginnen damit, uns einen Überblick über das Clip-Launcher-Panel und seine Bestandteile zu verschaffen. Danach werden wir uns einige Konzepte von Arranger-Clips in Erinnerung rufen, da sie zu großen Teilen auch für Launcher-Clips gelten. Wir werden untersuchen, wie sich Launcher-Clips mit der Transport-Engine und Arranger-Clips verhalten und wie sie angesteuert werden. Zuletzt werden wir neue Launcher-Clips aufnehmen und lernen, wie wir Clips des Launchers in den Arranger einfügen.

Bitwig Studio ist eine DAW, die Ihnen mit ihren zwei eingebauten Sequenzern nahezu unendliche musikalische Ausdrucksmöglichkeiten bietet.

Das Clip-Launcher-Panel

In nahezu allen Produktionen wird Musik von Anfang bis Ende notiert und aufgezeichnet. Doch ebenso war Improvisation schon immer ein wichtiger Bestandteil im musikalischen Entstehungsprozess. Die richtige Balance zwischen diesen beiden Prozessen zu finden war schon immer von großer Bedeutung, sowohl bei der sakralen Musik von Johann Sebastian Bach als auch heutzutage bei dem Versuch, elektronische Musik auf der Bühne zu performen.

Das Clip-Launcher-Panel bietet Ihnen eine andere Perspektive auf Ihre Musik, außerdem ist es das einzige Panel, das innerhalb eines anderen Panels angezeigt wird. In diesem Kapitel werden wir mehr über den Launcher innerhalb des Arranger-Panels erfahren, er kann aber ebenso im Mixer-Panel innerhalb der Mix-Ansicht aufgerufen werden (siehe Clip-Launcher-Panel).

Arranger- und Launcher-Clips erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Arranger-Clips werden immer zu einem genau festgelegten Zeitpunkt abgespielt, Launcher-Clips hingegen sind unabhängig vom Zeitpunkt immer zum Abspielen verfügbar, entweder für sektionsbasiertes Komponieren (Strophe, Refrain, Bridge), als Bestandteile einer Live-Performance oder wie immer Sie sie einsetzen wollen. Mit anderen Worten: Arranger-Clips sind starr, Launcher-Clips folgen Ihrer Laune.

Das Layout des Clip-Launchers

Lassen Sie uns zuerst das Clip-Launcher-Panel neben dem Arranger genauer anschauen.

Wir sehen hier dasselbe Arranger-Panel wie schon zuvor, allerdings sind jetzt beide Schalter sowohl für den Clip-Launcher als auch für den Arranger aktiviert. Wir sehen deshalb beide Sequenzer nebeneinander innerhalb dieses Panels.

Das Clip-Launcher-Panel besteht aus einer Reihe von Zellen, die neben einer Spur angezeigt werden. Weil Spuren in der Arrange-Ansicht horizontal verlaufen, sind auch die Zellen im Clip-Launcher-Panel horizontal von links nach rechts angeordnet. Falls mehr Zellen vorhanden sind als gleichzeitig dargestellt werden können, erscheint am unteren Ende des Panels ein Scrollbalken, mit dem Sie zu allen Zellen navigieren können.

Die Zellen nehmen Clips auf und haben selbst keine eigene Funktion. Wann immer wir von einem "Launcher Clip" sprechen, meinen wir einen Clip innerhalb des Launcher-Sequenzers.

Auf jeder Spur gibt es links von den Zellen einen Stop Clips-Schalter. Diese Schalter stoppen alle Clips, die gerade auf der jeweiligen Spur abspielen. Des Weiteren gibt es auf jeder Spur rechts von der letzten sichtbaren Zelle einen Switch Playback to Arranger-Schalter. Diese Schalter reaktivieren den Arranger als den gerade aktiven Sequenzer für die jeweilige Spur. Der letzte Abschnitt dieses Kapitels befasst sich detailliert mit der Beziehung zwischen Clip-Launcher und Arranger.

Jede vertikale Spalte von Clips ist eine Gruppe, die wir Szene nennen. Diese Gruppen können Sie dazu verwenden, um Clips gemeinsam abzuspielen. Falls Sie zusätzliche Zellen benötigen, können Sie neue Szenen erstellen, um weitere Zellen bereitzustellen. Jede Szene kann horizontal vergrößert oder verkleinert werden, sodass Sie mehr Platz für die enthaltenen Clips haben.

Ähnlich wie einzelne Spuren beginnen und enden Szenen mit einem Global Stop Clips-Schalter und einem Global Switch Playback to Arranger-Schalter. Jeder globale Schalter macht das Gleiche, als wenn alle Schalter der einzelnen Spuren gleichzeitig aktiviert würden. Auch hier befasst sich der letzte Abschnitt dieses Kapitels ausführlicher mit diesen Funktionen.

Weitere Einstellungen des Clip-Launchers befinden sich im Play-Menü.

  • Automation Write aktiviert die Aufnahme von Automationsdaten im Clip-Launcher-Panel.

  • Overdub mischt eingehende Noten mit schon vorhandenen Noten aktiver Clips von aufnahmebereiten Spuren. Andernfalls werden Noten überschrieben.

  • Record as Comping Takes aktiviert "Cycle-Aufnahmen" in leeren Launcher-Zellen mit einer definierten Take-Länge (die im Wiedergabe-Menü festgelegt wird). Damit werden Comping-Daten nach Beendigung des ersten Cycle-Durchgangs erstellt.

  • Record on scene launch startet die Aufnahme in leere Zellen auf allen aufnahmebereiten Spuren, sobald eine Szene abgespielt wird.

Launcher-Clips, Szenen und Zellen

Zum Aufbau der Launcher-Clips gibt es nur wenig anzumerken.

Das entscheidende Element jedes Clips und jeder Szene ist der Play-Schalter. Hiermit können Sie Clips oder Szenen abspielen. Anhand dieser Play-Schalter können Sie auch sehen, welche Clips aktiv sind.

Im oberen Bereich eines Clips oder einer Szene gibt es Platz für den Namen, den Sie dort optional eintragen können. Wie Sie im obigen Bild sehen können, bekommen Szenen ohne eigenen Namen automatisch einen Namen zugewiesen, den Sie jederzeit manuell ändern können. Der Farbbalken am oberen Rand einer Szene zeigt die Farbe der Szene, ebenso wie der Hintergrund jedes Clips eine zugewiesene Farbe hat.

[Anmerkung]Anmerkung

Neben Name und Farbe kann zu jeder Szene ein Kommentar vergeben werden. Diese Parameter werden für die ausgewählte Szene im Inspektor-Panel angezeigt. Eine Übersicht aller Szenen befindet sich im Tab Sektionen des Projekt-Panels (siehe Sektionen-Tab).

Unterhalb des Play-Schalters und des Namens eines Clips kann sich eine Vorschau des Inhalts befinden. Clips, die Noten oder Audio-Events enthalten, zeigen immer eine Vorschau an, vorausgesetzt, die Anzeige der Spurhöhe ist auf normal gesetzt. Wenn diese im Arranger-Panel auf halbe Höhe gesetzt ist, gibt es keinen Platz mehr für eine Vorschau.

Zuletzt kann noch eine Reihe verschiedener Schalter innerhalb leerer Zellen erscheinen.

Wenn eine Spur aufnahmebereit ist, erscheint ein Zellen-Aufnahmeschalter dort, wo sonst der Play-Schalter des Clips war. Wenn Sie diesen Aufnahmeschalter drücken, startet die Aufnahme innerhalb des Clips.

Falls eine Spur nicht aufnahmebereit ist, erscheint stattdessen ein Zellen-Stoppschalter. Dieser Schalter ist nur ein Alias des Stop All Clips-Schalters der jeweiligen Spur und hat exakt dieselbe Funktion.

War dieser Beitrag hilfreich?

Bitte melde dich an, um uns Feedback zu senden.
Login