Signale im Grid

Abgesehen von virtuellen Patchkabeln unterscheiden sich auch die sonstigen Signale im Grid von anderen Signalen in Bitwig Studio.

Signaltypen

Sie können zwar jedes Signal mit beliebigen Eingängen verbinden, dennoch gibt es im Grid verschiedene Signaltypen. Diese unterscheiden sich oftmals nach Farbe des Anschlusses, werden aber in jedem Fall auf der Hilfeseite des Moduls eindeutig identifiziert.

  • Logic (gelb). Ein Signal mit zwei Schaltzuständen, welches oft dazu benutzt wird, ein Event zu triggern oder bestimmte Einstellungen von Modulen umzuschalten. Für Eingänge gilt ein Pegel über 0.5 als High-Pegel, Werte darunter als Low-Pegel. Die Logic-Eingänge können nur zwischen diesen beiden Zuständen unterscheiden. Ein Wertesprung von 0 zu 0.5 wird als Änderung registriert, ein langsamer Anstieg von 0.5 zu 1 hat jedoch keinerlei Auswirkungen. Logic-Ausgänge senden entweder den High-Pegel 1 oder den Low-Pegel 0.

    Wenn wir von einem Trigger sprechen, ist somit die Änderung des Zustands von low-aktiv zu high-aktiv gemeint. Diese Signale werden oftmals dazu verwendet, eine Funktion zu starten.

  • Phase (violett). Ein unipolares Signal von 0 bis weniger als 1, das oftmals zum Auslesen von Lookup-Modulen (z. B. Sequenzern) verwendet wird. Eingangssignale, die nicht innerhalb dieses Bereichs liegen, werden konvertiert. So wird beispielsweise der Wert 1.02 zu 0.02 gewandelt, und der Wert -0.3 zu 0.7.

  • Pitch (orange). Ein bipolares Signal, das Bitwig Studio für die Spezifizierung der Tonhöhe verwendet. 0 entspricht dem "mittleren C" (C3). Eine Änderung dieses Wertes um ±0.1 entspricht einer Oktave. Der typische Wertebereich dieses Signals von -1 bis +1 entspricht somit einem Umfang von zwanzig Oktaven.

    [Anmerkung]Anmerkung

    Während Pitch-Signale im Grid keinen Einschränkungen unterliegen, sind Noten, die mithilfe des Note Out-Moduls ausgegeben werden, auf den zulässigen MIDI-Notenbereich beschränkt (siehe Note Out).

  • Unspezifizierte Signale (oftmals rot). Dies ist der gebräuchlichste Signaltyp, weder Umfang noch Funktion sind hier näher spezifiziert. Hierzu zählen Eingänge von Mixern oder Filtern, Math-Module und nahezu alle Ausgänge, die nicht Logik-, Phasen- oder Tonhöhensignale sind – sie alle sind in den meisten Fällen unspezifiziert. Deren Farbgebung folgt der des Moduls, aus dem sie kommen.

    [Anmerkung]Anmerkung

    Module mit generischen Signalen sind normalerweise rot, gängige Control-Module türkis. An roten oder türkisfarbenen Anschlüssen liegt also ein unspezifiziertes Signal an. Falls ein Modul mehrere unspezifizierte Anschlüsse besitzt, übernehmen diese Anschlüsse die Farbe des angeschlossenen Kabels.

  • Sekundäre unspezifizierte Signale (blau). Falls ein Modul zwei Arten von unspezifizierten Ein- oder Ausgängen besitzt, wird der Anschluss des sekundären Signals blau dargestellt. Ein Merge-Modul kann beispielsweise mehrere primäre Eingänge (in der Farbe des Moduls) besitzen, die zu einem Ausgang weitergeleitet werden, und einen (blauen) Steuereingang, der zwischen den Eingängen umschaltet.

Stereo und 4x schneller

Jedes Signal im Grid ist stereo. Das bedeutet, dass jedes Patchkabel, das Sie sehen, tatsächlich ein Stereopaar ist. Nicht nur jedes Audiosignal, sondern auch alle Pitch-, Phase- und Trigger-Signale. Wird eines dieser Steuer- oder Timingsignale verändert, wirkt sich diese Veränderung auf das Audiosignal aus.

Zusätzlich zu den gängigen Funktionen zur Stereobearbeitung (die in den Modulen Mixer, Pan und Stereo Width der Kategorie Mix zu finden sind), gibt es eine Reihe von Modulen mit zusätzlichen Funktionen, welche die Arbeit mit Stereosignalen vereinfachen und interessant gestalten:

  • Die meisten Oszillator-Module (Pulse, Sawtooth, Sine, Triangle, Wavetable, Sub, Phase-1 und Swarm) besitzen einen Offset-Wert für die Frequenz, angegeben in Hertz (Hz). Wenn der Polaritätsschalter links neben dem Wert aktiviert ist (± bei positiven, bei negativen Werten), wird der Offset-Wert des rechten Kanals invertiert. Das Phasor-Modul (ein guter Ausgangspunkt, wenn Sie Ihre eigenen Oszillatoren mit Phase- und Data-Modulen bauen) in der Kategorie Phase besitzt dieselbe Option.

  • Das LFO-Modul (Kategorie LFO) und S/H LFO (unter Random) besitzen beide einen violetten Phasen-Parameter, der standardmäßig auf 0 º gestellt ist. Rechts daneben befindet sich eine Offset-Steuerung für den rechten Kanal, die ebenfalls auf +0 º gestellt ist und somit ausgegraut dargestellt wird.

  • In der Mix-Kategorie können Sie mit Stereo Split und Stereo Merge ein Signal in die Bestandteile Links-Rechts oder Mitte-Seiten aufteilen und wieder zusammenführen.

  • Ebenfalls in der Mix-Kategorie befindet sich das Modul LR Gain, mit dem Sie eine unabhängige Pegelanpassung der beiden Stereokanäle vornehmen können.

  • In der Kategorie Random hat Noise ebenfalls eine Stereo-Option, deren Schalter sich in der Mitte des Moduls befindet. Damit werden unabhängige Signale für den linken und rechten Kanal erzeugt.

  • In der Level-Kategorie besitzen Value, Attenuate, Bias und Bend, in der Phase-KategorieØ Bend, Ø Pitch, Ø Shift und Ø Skeweinen Inspektor-Parameter namens Stereo-ize, mit dem der Wert des rechten Kanals invertiert wird. Dasselbe gilt auch für das Pitch-Modul in der Pitch-Kategorie.

  • Flanger+ und Phaser+ (Delay/FX) besitzen beide eine spezielle Stereo-ize-Option, die das Modulationssignal des rechten Kanals invertiert. Dies gilt sowohl für den internen LFO als auch für ein externes Modulationssignal, das am Mod In-Eingang anliegt.

  • Das Ø Reverse-Modul (Phase) sowie weitere additive Prozessoren in der Pitch-Kategorie (Octaver, Ratio und Transpose) haben einen Stereo-ness-Parameter, der festlegt, ob ein Modul das gesamte Signal verarbeitet (Mono) oder nur einen der beiden Kanäle (Left oder Right).

Neben der Stereo-Auslegung arbeiten alle Signale im Grid mit der vierfachen (400 %) Samplingrate. Dadurch wird maximale Qualität nicht nur für den finalen Audioausgang sichergestellt, sondern auch für sämtliche Modulationen im Audiofrequenzbereich oder anderen Synthesetechniken, die im Patch zur Anwendung kommen.

[Anmerkung]Anmerkung

Bei einigen Modulen werden eintreffende Stereosignale in Monosignale umgewandelt. Dies geschieht deshalb, weil das Ausgangssignal bei Modulen wie CC Out, Note Out und Modulator Out in monophon sein muss. Außerdem würden Stereosignale in einigen Fällen den Einsatz unnötig verkomplizieren (Sampler [Oscillator] und Recorder [Delay/FX]). Die genauen Spezifikationen finden Sie in der interaktiven Hilfe jedes Moduls (siehe Interaktive Modulhilfe).

Arbeiten mit Modulatoren

Modulatoren bieten die Möglichkeit, innerhalb von Bitwig Studio viele Parameter steuern zu können (siehe Modulator-Devices). Genau wie nahezu alle Devices und Plug-in-Parameter als Modulationsziele zur Verfügung stehen, können auch alle Grid-Devices und Modul-Parameter auf dieselbe Art und Weise gesteuert werden.

Neben ihren Signalausgängen können einige Grid-Module auch als Modulatoren agieren. Viele typische "Control-Devices" – LFOs, Hüllkurven, der Steps-Sequenzer – besitzen einen Modulation-Routing-Schalter. Und das Modulator-Out-Modul (in der Kategorie I/O) kann ein beliebiges Signal im Grid in ein Modulatorsignal verwandeln.

Neben der Tatsache, dass sie auch außerhalb des Grids verwendet werden können, haben Modulatoren auch ihren Platz innerhalb eines Grid-Patches. Grid-Module haben oftmals mehr Parameter als Eingänge. Um Parameter zu steuern, die keinen Eingang besitzen, können Sie Modulatoren verwenden.

Sie müssen allerdings beachten, dass Signale von Modulatoren sich von Grid-Signalen unterscheiden. Während Grid-Signale mit der vierfachen Samplingrate betrieben werden und grundsätzlich stereo sind (siehe Stereo und 4x schneller), sind Modulatoren mono und werden mit der normalen Samplingrate betrieben. Dies gilt für alle Modulatoren gleichermaßen, sowohl für dezidierte Modulator-Devices als auch für Grid-Module, unabhängig vom Modulationsziel.

Voice-Management im Grid

Alle Themen rund um Voice-Modes von Instrumenten wurden in einem vorherigen Kapitel behandelt (siehe Voice-Parameter bei Instrumenten). Bevor wir uns nun damit befassen, wie sich diese Einstellungen auf das FX Grid auswirken, sollten wir auf das Voice-Management des Grid im Allgemeinen eingehen.

Verschiedene Grid-Module besitzen einen Parameter namens Affect Voice Lifetime. Wenn dieser Parameter aktiv ist, wird das Modul in die Berechnung eingeschlossen, ob eine Stimme weiterhin erklingen soll oder nicht. Module mit diesem Parameter sind:

  • AR, AD, ADSR und Pluck (Envelope). Bei jedem dieser Hüllkurvengeneratoren ist eine Stimme so lange aktiv, bis die Hüllkurve das Ende der Release-Zeit (bei AR und ADSR) oder das Ende der Decay-Zeit (bei AD) erreicht hat – oder im Falle von Pluck, wer zuerst die Null erreicht hat. Bei diesen Hüllkurven ist Affect Voice Lifetime standardmäßig aktiviert und somit der ausschlaggebende Faktor, wie lange eine Stimme aktiv ist.

  • Note In (I/O). Wenn bei diesem Modul Affect Voice Lifetime aktiviert ist, bleibt eine Stimme aktiv, solange ein Gate-Signal einer Note empfangen wird. Affect Voice Lifetime ist standardmäßig aktiviert.

  • Gate In (I/O). Genau wie beim Note In-Modul führt ein aktiviertes Affect Voice Lifetime dazu, dass eine Stimme aktiv bleibt, solange ein Gate-Signal einer Note empfangen wird. Beim Gate In-Modul ist dieser Parameter standardmäßig deaktiviert.

  • Audio Out (I/O). Wenn Affect Voice Lifetime aktiviert ist, bleibt eine Stimme so lange aktiv, bis das Eingangssignal unter den Schwellenwert sinkt, der unter Silence Threshold festgelegt ist. Mit Hold Time wird die Haltedauer festgelegt. Der Parameter Affect Voice Lifetime ist standardmäßig deaktiviert.

Erst wenn all diese Parameter abgefragt worden sind, wird eine Stimme tatsächlich abgeschaltet. Es reicht beispielsweise nur eine aktive Hüllkurve aus, um die Stimme weiterhin aktiviert zu lassen. Werden zusätzliche Affect-Voice-Lifetime-Parameter aktiviert, kann dies nicht dazu führen, dass sich Notenlängen verkürzen.

Stimmen im "FX Grid"

FX Grid ist ein besonderes Device: ein Audioeffekt, der auch auf Notensignale reagiert. Auf diese Weise können Effekte kreiert werden, die eine unabhängige Stimme mit jeder gespielten Note erzeugen. Dies wird durch die Verwendung der Voicing-Optionen möglich, die es in allen polyphonen Instrumenten von Bitwig Studio gibt (siehe Voice-Parameter bei Instrumenten). Im FX Grid stehen dieselben Voicing-Modi zur Verfügung, allerdings gibt es in diesem Kontext leichte Unterschiede.

  • True Mono ist der Standardmodus im FX Grid. In einem Instrument wie Poly Grid bleibt in diesem Modus eine Stimme immer aktiv. Damit ist es zum Beispiel möglich, Drone-Sounds zu erzeugen (wenn also keine Hüllkurven verwendet werden). Im FX Grid ist das Verhalten ähnlich: In diesem Modus ist die Stimme immer aktiviert, womit Audioeffekte ermöglicht werden, die Eingangssignale jederzeit verarbeiten können.

  • Polyphony (sofern Stimmen auf den Wert 2 oder höher gesetzt ist) benötigt ein Notensignal, um eine Stimme zu triggern, anderenfalls erklingt kein Ton. Dies bedeutet ebenso, dass das Voice-Management verwendet wird, um festzulegen, wann eine Stimme beendet werden soll.

  • Digi Mono ist ebenfalls verfügbar. Es funktioniert auf dieselbe Art und Weise wie bereits beschrieben (siehe Voice-Parameter bei Instrumenten) und benötigt ein Notensignal, um einen Sound zu erzeugen.

Beide Modi, sowohl Digi Mono als auch Polyphony, benötigen Notensignale, um Sound zu erzeugen. Diese werden bei Instrumentenspuren normalerweise am Eingang des Devices empfangen. Dieses Verfahren ist jedoch bei Audiospuren nicht anwendbar.

Um die Eingangsquelle für Notensignale in einem FX-Grid-Device zu ändern, öffnen Sie das Inspektor-Panel des Devices und ändern Sie die Einstellung Note Source. Damit leiten Sie die Notensignale nicht nur an die verschiedenen I/O-Module weiter, sondern auch an alle Pre-Cords (siehe Pre-Cords bei Modulen).

Die Einstellung für das Voice Stacking verhält sich genauso wie bei Instrumenten und kann in jedem Voice-Mode verwendet werden. Ein Audioeffekt im Modus True Mono kann gestacked werden (und mit dem Modulator Voice Stack Spread ± verschiedene Einstellungen auf die Stimmen im Stack verteilt werden), ohne dass dazu Notensignale benötigt werden.

Stimmen im "Note Grid"

Note Grid ist ein Noteneffekt mit einigen besonderen Fähigkeiten. Ähnlich wie FX Grid bei Audioeffekten ist Note Grid der einzige Noteneffekt, der polyphon arbeiten kann. Oder anders ausgedrückt: Alle Noteneffekt-Devices verarbeiten Noten individuell, aber nur im Note Grid können Modulatoren jede Note einzeln modulieren. Außerdem können Sie mit Note Grid polyphone Grid-Patches erstellen, in denen jede Note individuell verarbeitet wird.

Ihnen stehen dieselben Optionen zur Aufteilung der Stimmen wie bei anderen polyphonen Devices zu Verfügung (siehe Voice-Parameter bei Instrumenten). Einige Besonderheiten im Bezug auf Note Grid sind hier erwähnenswert:

  • Polyphony ist der Standardmodus von Note Grid. Er ist immer dann aktiv, sobald der Parameter Stimmen auf den Wert 2 oder höher eingestellt ist. In diesem Modus triggert jede eintreffende Note eine Stimme. Dies ist der geeignete Modus des Standard-Presets zur Notenverarbeitung. Dort bestimmt die Anzahl der Stimmen die maximale Anzahl der Noten, die gleichzeitig ausgegeben werden können.

  • True Mono hingegen benötigt kein Notensignal, um Daten zu verarbeiten. Dieser Modus ist somit ideal für Patches, die Noten mithilfe von internen Triggern selbst generieren und sie über das Note Out-Modul ausgeben. Ebenso eignet sich dieser Modus für Patches, die ausschließlich durch Controller-Daten (CC In) gesteuert werden.

  • Digi Mono ist ebenfalls verfügbar. Es ist polyphon und benötigt ein Notensignal, um einen Mono-Ausgangssignal zu erzeugen.

Die Voice Stacking-Option ist ebenso verfügbar. Jedes Triggersignal kann mehrere Noten erzeugen, in allen Voicing-Modi.

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