8. Einführung in die Devices

"Devices" sind uns schon mehrmals begegnet, beispielsweise haben wir sie bereits auf Instrumentenspuren eingesetzt (siehe Kapitel 4: Browser in Bitwig Studio). Auch an anderen Stellen in Bitwig Studio hatten wir Zugriff auf Devices, die wir bereits eingesetzt haben (siehe Device-Bereich). In diesem Kapitel beschäftigen wir uns nun mit den Grundlagen von Devices.

[Anmerkung]Anmerkung

"Fortgeschrittene" Anwendungen von Devices werden in Kapitel 16: Modulatoren, Device Nesting und mehr behandelt und setzen die Kenntnis dieses Kapitels voraus.

In diesem Kapitel soll nicht jedes Device in allen Einzelheiten vorgestellt werden. Vielmehr sollen hier das grundsätzliche Konzept und die Bedienung von Devices sowie das grafische Layout des Device-Panels erläutert werden. Eine kurze Beschreibung der Devices von Bitwig finden Sie am Ende dieses Handbuchs (siehe Kapitel 19: Device-Referenz).

Wie wir bereits in Kapitel 1: Die Grundlagen von Bitwig Studio erfahren haben, besitzt jede Spur in Bitwig Studio eine Device-Chain. Jede Spur schickt ihre Audio-, Noten- und MIDI-Signale an diese Device-Chain. Innerhalb der Device-Chain werden die Signale wie bei einer Eimerkette von einem Device zum nächsten weitergereicht. Das letzte Device der Kette schickt seine Signale wieder zurück an die Spur, wo sie die Mischpultfunktionen (Lautstärke, Panorama usw.) durchlaufen, bevor sie an den zugewiesenen Ausgangs-Buss geschickt werden.

Devices sind in folgende Kategorien zusammengefasst:

  • Analysis-Devices visualisieren eintreffende Signale. Sie haben keine Auswirkung auf nachfolgende Devices.

    Beispiele hierfür sind Oscilloscope und Spectrum. Beide Devices bieten Optionen sowohl für eine verkleinerte Darstellung (Mini) als auch für eine vergrößerte Device-Ansicht.

  • Audio FX modifizieren eingehende Audiosignale und geben diese wieder aus.

    Beispiele hierfür sind Blur, Freq Shifter, Ring-Mod und Treemonster.

  • Clap. Clap Drum-Instrumente, die eintreffende Notensignale in Audiosignale umwandeln.

    Beispiel hierfür ist E-Clap, eine Emulation elektronischer Drums.

  • Container sind eine Art Behälter für ein oder mehrere Devices.

    Beispiele hierfür sind das Instrument Layer (für Stacks), der Instrument Selector (um Noten [mithilfe von Round-robin, Keyswitches etc.] auf verschiedene Instrumente aufzuteilen) und der Multiband FX-2 (für Multiband-Bearbeitung von Audiosignalen).

  • Delay-Devices sind auf Verzögerung basierte Effekte, die auf eintreffende Audiosignale angewandt werden.

    Beispiele hierfür sind verschiedene Arten von Single-Tap-Delays (wie Delay-1 und Delay-2) sowie Multi-Tap-Delays (Delay-4).

  • Distortion-Devices sind Shaper und andere Prozessoren, die eintreffende Audiosignale verzerren.

    Beispiele hierfür sind Amp, Bit-8 (ein Device, das die Signalqualität verschlechtert) und Saturator.

  • Drum Kit. Schlagzeug-Devices, die eine Reihe von weiteren Instrumenten beinhalten.

    Ein Beispiel hierfür ist das Container-Device Drum Maschine (bei dem eintreffende Noten jeweils eine separate Device-Kette triggern).

  • Dynamic-Devices verarbeiten eintreffende Audiosignale aufgrund ihrer Lautstärke.

    Beispiele hierfür sind der Kompressor, Gate, Peak Limiter und Transient Control.

  • EQ-Devices bearbeiten das Frequenzspektrum eintreffender Audiosignale.

    Beispiele hierfür sind verschiedene Arten von Equalizern (wie EQ+ und EQ-DJ).

  • Filter-Devices bearbeiten ebenfalls das Frequenzspektrum eintreffender Audiosignale.

    Beispiele hierfür sind Comb (mit positivem oder negativem Feedback), eine Resonator Bank mit mehreren Ebenen sowie ein frei konfigurierbarer Vocoder.

  • Hardware-Devices senden Signale oder Meldungen an Geräte außerhalb von Bitwig Studio (wie z. B. Hardware-Synthesizer oder Effektgeräte). Dies umfasst das Senden und/oder Empfangen von Audiosignalen, Steuerspannungen (CV) und Clock-Signalen.

    Beispiele hierfür sind HW Clock Out, HW CV Instrument und HW FX.

  • Hi-hats erzeugen aus eintreffenden Noten Audiosignale.

    Ein Beispiel hierfür ist E-Hat, eine Emulation elektronischer Drums.

  • Kicks erzeugen aus eintreffenden Noten Audiosignale.

    Ein Beispiel hierfür ist E-Kick, eine Emulation elektronischer Drums.

  • MIDI-Devices senden verschiedene MIDI-Daten über die Device-Chain einer Spur. Somit lassen sich Daten an Plug-ins oder externe Hardware (mithilfe des Hardware-Devices von Bitwig) senden.

    Beispiele hierfür sind MIDI CC, MIDI Program Change und MIDI Song Select.

  • Modulation-Prozessoren bearbeiten eintreffende Audiosignale mithilfe von LFOs o. Ä.

    Beispiele hierfür sind Chorus+, Flanger und Phaser+ sowie Rotary und Tremolo.

  • Note-FX-Devices modifizieren eintreffende Noten, bevor sie wieder ausgegeben werden.

    Beispiele hierfür sind der Arpeggiator (um gehaltene Noten zu "animieren"), Multi-Note (um mit einer einzelnen Note mehrere Noten gleichzeitig auszulösen) und Note Repeats (um gehaltene Noten in einem bestimmten Timing-Intervall zu wiederholen, mit den optionalen Parametern Chance, Accents, Euclidean Rhythmic Pattern und mehr).

  • Organ erzeugt aus eintreffenden Noten Audiosignale.

    Ein Beispiel hierfür ist die Zugriegel-basierte Organ.

  • Percussion-Instrumente erzeugen aus eintreffenden Noten Audiosignale.

    Ein Beispiel hierfür ist E-Cowbell, eine Emulation elektronischer Drums.

  • Reverb-Devices sind zeitbasierte Effekte, die auf eintreffende Audiosignale angewandt werden.

    Beispiele hierfür sind Reverb sowie das flexible Convolution-Device.

  • Routing-Devices leiten den Signalpfad einer Spur um, sodass Signale aus einer Spur heraus- und wieder hineingeführt werden können.

    Beispiele hierfür sind der Audio Receiver (um ein Audiosignal von einer anderen Spur oder einem anderen Eingang zu empfangen) und der Note Receiver (der dasselbe mit eintreffenden Noten macht).

  • Snare Drums erzeugen aus eintreffenden Noten Audiosignale.

    Ein Beispiel hierfür ist E-Snare, eine Emulation elektronischer Drums.

  • Spectral. Devices, die auf der Frequenzebene arbeiten und Audiosignale in einige Hundert Frequenzbänder aufteilen.

    Beispiele hier für sind Transient Split (um perkussive, geräuschhafte Elemente eines Klangs von tonalen Elementen zu trennen [siehe Transient Split]), Loud Split (um leise, mittellaute und laute Elemente eines Klangs individuell zu bearbeiten [siehe Loud Split]) und Harmonic Split (um gerade und ungerade harmonische Obertöne sowie nicht-harmonische Elemente eines Klangs separaten Signalpfaden zuzuweisen [siehe Harmonic Split]).

  • Synth-Devices sind Synthesizer, die ein Audiosignal entweder aus den rudimentären Wellenformen oder aus Audiosamples generieren. Aus eintreffenden Noten werden Audiosignale erzeugt.

    Beispiele hierfür sind Polysynth, FM-4 und Sampler.

  • Grid-Devices verwenden Bitwigs modulare Sounddesign-Umgebung Grid (siehe Kapitel 17: Willkommen im Grid).

    Beispiele hierfür sind FX Grid (um Audioeffekte o. ä. zu erstellen), Note Grid (um Patches zum Bearbeiten oder Erzeugen von Noten zu erstellen) und Poly Grid.

  • Toms erzeugen aus eintreffenden Noten Audiosignale.

    Ein Beispiel hierfür ist E-Tom, eine Emulation elektronischer Drums.

  • Unter Utility befindet sich eine Sammlung verschiedener Devices, die Signale erzeugen, bearbeiten oder zeitlich verschieben können.

    Beispiele hierfür sind einfache Signalgeneratoren (wie Test Tone), Prozessoren (wie z. B. Tool) sowie das Time Shift-Device, mit dem Audio- und Notensignale zeitlich verschoben werden können.

Devices sind zwar nicht zwingend notwendig, eröffnen Ihnen aber viele neue Möglichkeiten und können zu interessanten Ergebnissen führen.

Das Device-Panel

Wie wir bereits erfahren haben, können mithilfe der Browser in Bitwig Studio Presets und Devices auf verschiedene Arten gesucht werden (siehe Kapitel 4: Browser in Bitwig Studio). Ob Devices von anderen Panels geladen werden oder nicht: Das Device-Panel ist der Ort, wo man mit Devices direkt interagiert. Sobald wir also bereit sind, mit Devices zu arbeiten, müssen wir uns das Device-Panel genauer ansehen.

Das Panel

Beginnen wir mit einem einfachen Beispiel einer Spur, die zwei Devices enthält: ein Instrument und ein Audioeffekt.

Beachten Sie, dass sich im obigen Bild das Instrument auf der linken und der Audioeffekt auf der rechten Seite befindet. Im Device-Panel ist der Signalfluss immer von links (Eingang) nach rechts (Ausgang). Sie können zwar die Position der beiden Devices vertauschen, aber dies führt wahrscheinlich nicht zum gewünschten Ergebnis.

Das Panel besteht zunächst aus einem äußeren, abgerundeten Rechteck. An dessen linker Seite findet sich ein vereinfachter, vertikaler Spur-Header. Hierzu gehören der Spur-Farbbalken und der Spurname.

Abgesehen vom Spur-Header ist der gesamte übrige Platz im Device-Panel für Devices vorgesehen. Vor dem ersten Device (und nach jedem folgenden Device) befindet sich allerdings eine vertikale Spalte, die drei Elemente enthält:

  • Die Notenanzeige leuchtet auf, sobald ein Notenbefehl an dieser Stelle eintrifft (dies ist vergleichbar mit einem "Note-on"-Befehl eines MIDI-Signals, bei dem noch nicht der entsprechende "Note-off"-Befehl gesendet worden ist).

  • Der Add-Device-Schalter ruft den Pop-up-Browser auf.

  • Die Pegelanzeige zeigt die Stärke des Audiosignals an, welches von jedem Device gesendet und empfangen wird.

Der Add-Device-Schalter ist an jeder dieser Stellen verfügbar, sodass Sie zusätzliche Devices an jeder Stelle der Device-Chain einfügen können. Die Noten- und Pegelanzeigen finden Sie an den Rändern der Devices, um Ihnen einen Überblick der Pegel innerhalb des Signalpfads zu verschaffen. Wie Sie sich vorstellen können, hat die Reihenfolge, in der die Devices angeordnet sind, einen entscheidenden Einfluss auf das Resultat.

Jedes Device hat auf der linken Seite seinen eigenen vertikalen Header. Device-Header bestehen aus folgenden Elementen:

  • Der Device-Enable-Schalter aktiviert das Device oder schaltet es in den Bypass-Modus.

  • Unter Device-Name steht der Name des Devices bzw. ein Ersatzname, den Sie vergeben haben (siehe Devices im Inspektor-Panel).

  • Mit dem Remote-Control-Schalter lässt sich der Bereich der Remote Controls für das Device ein- oder ausblenden (siehe Der Bereich Remote Controls).

  • Mit dem Modulator-Schalter lässt sich der Modulator-Bereich für das Device ein- oder ausblenden.

Im restlichen, größten Teil eines Devices finden wir verschiedene Parameter. Diese können die Form von verschiedenen Schaltern, Knöpfen, Fadern, Zahlen, Texteingabefeldern, Listen und vielem mehr annehmen. Alle Parameter lassen sich mit der Maus einstellen, indem Sie einfach darauf klicken und ziehen.

Player-Modus

Einige Instrumente und Devices sind bestimmten Versionen von Bitwig Studio vorbehalten. Dennoch kann die Situation eintreten, dass Sie mit Ihrer Lizenz Presets erhalten, die Gebrauch von diesen Devices machen. In diesem Fall wird das Preset im Player-Modus geladen, bei dem Sie mithilfe der Remote Controls den Sound weiterhin manipulieren können.

Wie bei diesem Poly Grid Patch auf dem BItwig Essentials Package können Noten abgespielt werden, Automationsdaten der Remote Controls aufgezeichnet und bearbeitet werden, ein Bounce erstellt werden etc.

Dies ermöglicht es außerdem, mit allen Benutzern von Bitwig Studio zusammenzuarbeiten, da Projektdateien ganz ähnlich funktionieren – Sie haben Zugriff auf Remote Controls von Devices, die nicht Teil Ihrer Lizenz sind. Somit können Sie Projekte bearbeiten, speichern und austauschen.

Kopfzeilen im Device-Panel

Im Device-Panel befinden sich Kopfzeilen für jede Ebene der Spur bis zur Master-Spur. Standardmäßig gibt zunächst eine Kopfzeile für das Projekt sowie eine für die Spur. Mithilfe dieser können Sie zu jeder Ebene Remote Controls und Modulatoren hinzufügen.

Falls die Spur in eine oder mehrere Gruppenspuren geleitet wird, werden die Kopfzeilen der Gruppenspuren ebenfalls angezeigt.

Um das Inspektor-Panel einer Spur im Device-Panel anzuzeigen, klicken Sie auf die Kopfzeile des Devices. Da sich im Spur-Inspektor die Pegelanzeige und Regler für den Mixer befinden, haben Sie schnellen Zugriff auf die Lautstärke des Master Outputs, oder können andere Spuren fokussieren.

Um Kopfzeilen von der Spuren auf höheren Ebenen im Device-Panel ein- oder auszublenden, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine Device-Kopfzeile und ändern die Option Kopfzeilen von Gruppen im Device-Panel.

Wenn diese Option deaktiviert ist, wird im Device-Panel nur die lokale Spur angezeigt.

Die vergrößerte Device-Ansicht

Einige Devices besitzen eine vergrößerte Device-Ansicht. Momentan sind dies FM-4, Phase-4, Polysynth und Sampler, einige Audioeffekte und Analyzer wie EQ+, EQ-5 und Resonator Bank sowie das Oscilloscope, der Spectrum Analyzer und alle Devices, die das Grid nutzen: Poly Grid, FX Grid, Note Grid und der Grid-basierte Synthesizer Polymer. Bei jedem dieser Devices befindet sich ein Schalter für die vergrößerte Device-Ansicht in der Kopfzeile.

Mit einem Klick auf den Schalter für die vergrößerte Device-Ansicht erscheinen im Fenster-Hauptteil zusätzliche Regler und Anzeigen des Devices.

Die vergrößerte Device-Ansicht kann außerdem in einem separaten Floating-Fenster geöffnet werden, indem Sie auf den Schalter oben rechts klicken (der eine Box mit einem Pfeil darstellt).

Sobald das Device als Floating-Fenster geöffnet wurde, bleibt die vergrößerte Device-Ansicht sichtbar, unabhängig von der gerade ausgewählten Spur. Sie können dieses Fenster jederzeit schließen oder es wieder in den Fenster-Hauptteil zurückholen, indem Sie erneut auf den Schalter oben rechts klicken.

[Anmerkung]Anmerkung

Dieses Verhalten kann mit der Einstellung Floating windows follow current track geändert werden. Sie finden diese Einstellung im Dashboard unter dem Tab Settings auf der Seite Behavior in der Device-Kategorie. Mit dieser Einstellung werden alle Floating-Fenster im Expanded Device View verborgen, sobald eine andere Spur ausgewählt wird. Wenn Sie später zu der Spur zurückkehren und sie auswählen, werden die Fenster wieder angezeigt.

Falls Sie diese Option aktiviert haben, erscheint am oberen rechten Rand das Symbol einer Reißzwecke. Damit können Sie ein Floating-Fenster permanent am Bildschirm anzeigen lassen, während andere Floating-Fenster nur dann erscheinen, wenn die jeweilige Spur ausgewählt ist.

Effektspuren und Sends

Effektspuren verfügen über eine Besonderheit in den Spur-Headern des Device-Panels.

Sobald der Effekt-Send-Schalter aktiviert ist, erscheint der Effekt-Send-Bereich innerhalb der Spur-Header. Dieser Bereich ist in der Größe variabel und listet alle Instrumenten-, Audio-, Hybrid- und Nested-Gruppenspuren des aktuellen Projekts auf. Jede Spur erscheint hier mit einer Pegelanzeige und einem kleinen Fader, der den Effektanteil dieser Spur steuert.

Dies ist im Prinzip eine "Mixer"-Ansicht des Busses, welcher in der Effektspur mündet. Spuren, die über einen Track-Fold-Schalter im Mixer verfügen (siehe Spur-Header), haben hier einen ähnlichen Schalter.

Zusätzlich können Sie mit einem Klick auf den Namen einen Send ein- oder ausschalten und somit die CPU-Belastung verringern, ohne den Send-Pegel zu verändern.

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