Audioclips im Inspektor

Wie wir in diesem Kapitel bereits eingangs erwähnt haben, benutzen wir das Inspektor-Panel schon seit einiger Zeit für die Bearbeitung von Clips. Neben den uns schon bekannten Clip-Einstellungen befindet sich im unteren Bereich des Inspektor-Panels eine große Auswahl an Einstellungen für die musikalischen Inhalte der Clips.

Das Inspektor-Panel bei Audio-Events

Sobald Sie einen Clip auswählen, tauchen bestimmte Parameter im Bereich AUDIO EVENT auf. Wenn Sie allerdings ein Audio-Event selbst auswählen (indem Sie dessen Header im Detail-Editor-Panel anklicken), zeigt das Inspektor-Panel alle Einstellungen und relevanten Funktionen für ein oder mehrere selektierte Events an.

Mit einigen dieser Einstellungen sind wir bereits vertraut. Wir werden neben den verschiedenen Bereichen auch die verfügbaren Funktionen des Event-Menüs bei selektierten Audio-Events kennenlernen.

Timing

Diese Einstellungen beziehen sich auf die musikalische Position des ausgewählten Events:

  • Start bestimmt die Startposition des Events innerhalb des Clips oder der Spur. Mit einer Veränderung dieses Werts verschieben Sie das Audio-Event, so wie Sie es mit der Maus innerhalb des Detail-Editor-Panels verschieben.

    [Anmerkung]Anmerkung

    Beachten Sie, dass Audio-Events immer abgeschnitten werden, sobald sie über die Grenzen des Clips hinaus verschoben werden, in dem sie sich befinden.

  • Length setzt die Dauer des Events innerhalb eines Clips fest. Eine Änderung des Werts führt dazu, dass das Event verlängert oder verkürzt wird, genau so, als wenn Sie mit dem Klammer-Cursor das rechte Ende des Event-Headers verschieben.

  • Mit Mute bestimmen Sie, ob das Event bei der Wiedergabe aktiviert oder deaktiviert ist.

Stretch

Diese Einstellungen beziehen sich auf das Verhalten der Audio-Wiedergabe in Bitwig Studio.

  • Mit Mode bestimmen Sie den Wiedergabe-Algorithmus für das Audio-Event. Die Einstellungen sind in drei Kategorien unterteilt, unter denen sich verschiedene Methoden zum Stretchen von Audiomaterial befinden.

    • Der GRANULAR-Modus arbeitet zeitbasiert und erlaubt die unabhängige Kontrolle von Tonhöhe und Zeit.

      • Stretch ist ein auf die Veränderung der Geschwindigkeit optimierter Algorithmus, um Audiomaterial auf das Projekttempo anzupassen. Wenn Ihre Einstellungen für Tempo und Pitch der Original-Audiodatei entsprechen, verhält sich dieser Algorithmus vollständig neutral. Ihre Audiodaten werden ohne Qualitätseinbußen und ohne hohe Prozessorlast wiedergegeben.

      • Stretch HD ist eine Art Multiband-Version des Stretch-Algorithmus. Das Audiosignal wird in mehrere Frequenzbänder aufgeteilt und diese dann separat bearbeitet.

      • Slice zerteilt das Audiosignal in kleine Abschnitte. Die Art und Weise legen Sie mit dem Tail-Parameter fest.

      • Cyclic fügt Überlappungen zum gedehnten Audiomaterial hinzu, so wie es bei klassischen Hardware-Samplern der Fall war.

      • Elastique Solo synchronisiert die Größe der Grains zur Wellenlänge des Audiosignals. Dieser Algorithmus eignet sich besonders für Stimmen und andere monophone Klangquellen. Aber auch bei jeglichen anderen Signalen sorgt er für interessante Ergebnisse.

    • Der SPECTRAL-Modus arbeitet spektralbasiert und erlaubt die unabhängige Kontrolle von Tonhöhe und Zeit.

      • Elastique erhält die Transienten eines Signals und ist somit prädestiniert für rhythmisches Audiomaterial.

      • Elastique Eco eignet sich vor allem für harmonische, nicht rhythmische Audiosignale wie zum Beispiel Pads.

      • Elastique Pro erhält ebenfalls die Transienten des Ausgangsmaterials, bietet aber zusätzliche Kontrolle der Formanten. Die CPU-Auslastung wird dadurch erhöht.

    • Der UNSTRETCHED-Modus erlaubt keine unabhängige Kontrolle von Tonhöhe und Zeit.

      • Raw ignoriert alle Stretch-Expressions. Events werden mit ihrem ursprünglichen Tempo wiedergegeben, unabhängig vom Tempo des Projekts oder anderen Einstellungen.

      • Repitch koppelt die Tonhöhe an die Abspielgeschwindigkeit, so wie es bei einer Bandmaschine der Fall ist. Stretch-Expressions werden hier verarbeitet, während Pitch-Expressions ignoriert werden.

    Jeder Stretch-Modus verfügt über bis zu drei der folgenden Parameter:

  • Grain Size verändert die Länge der Audiosegemente, die im ausgewählten Audio-Event gedehnt oder gestaucht werden. Sie haben die Auswahl zwischen kleinen, mittleren und großen Segmenten.

  • Transients legt fest, wie sich die Onsets-Expression (siehe Onsets-Expression) auf die Wiedergabe auswirkt. Sie können zwischen drei verschiedenen Modi und einem optionalen Modus auswählen:

    • Die erste Option ist off und hat ein x-Symbol. In diesem Modus wird die Onsets-Expression für die Wiedergabe ignoriert.

    • Die zweite Option ist soft und hat ein Symbol mit einer vertikalen Linie und einem Dreieck am oberen Ende. In diesem Modus werden die Segmente vor und nach einem Onset weich ineinander überblendet, was in einer nahtlosen, gleichmäßigen Wiedergabe resultiert.

    • Die dritte Option ist hard und hat ein Symbol mit einer vertikalen Linie und einem halben Dreieck. Dieser Modus ist für rhythmisches Material geeignet und konzentriert sich auf den Bereich, der unmittelbar nach einem Onset liegt.

    • Der einzelne Schalter mit dem Lautsprechersymbol aktiviert den Vorhör-Modus, bei dem der Bereich unmittelbar nach jedem Onset abgespielt wird, alle anderen Bereiche des Events jedoch stumm geschaltet sind. Dies ist eine akustische Hilfe, wenn Sie Onsets erstellen oder verschieben.

  • Mit Rate bestimmen Sie das Intervall, mit dem das Audiomaterial zerteilt und danach verarbeitet wird. Sie können zwischen rhythmischen Intervallen (wie z. B. jede 1/16-Note) oder Onsets wählen.

  • Mit Tail legen Sie die Art und Weise der Überlagerung des Ausklangs von Audiosignalen fest. Sie haben die Wahl zwischen None, normalem Granular-Stretching und Ping-Pong-Delays (wie es bei einigen Vintage-Samplern zur Anwendung kommt).

  • Formant bietet Ihnen zwei Parameter, mit denen Sie die Formanten eines Audiosignals verschieben können:

    • Mit dem Keyboard-Schalter können Sie die automatische Formant-Verschiebung auf Basis der Tonhöhe ein- oder ausschalten.

    • Mit der numerischen Anzeige können Sie die Formanten um einen festen Halbtonwert verschieben.

    [Anmerkung]Anmerkung

    Wenn ein Formant-Parameter im aktuellen Wiedergabemodus verfügbar ist, kann dieser Wert mithilfe der Formant-Expression der Audio-Events automatisiert werden (siehe Formant-Expressions).

  • Resolution bestimmt die Größe der Spektralhüllkurve, die bei der Verschiebung der Formanten verwendet wird. Größere Werte erzeugen größere Blöcke, welche sich besser für tiefe Frequenzen eignen.

  • Mit Play Stop können Sie eine Endzeit (in MINUTEN:SEKUNDEN.MILLISEKUNDEN) für ein Audio-Event festlegen. Unabhängig von der Länge des Clips wird ein Audio-Event nicht über diesen Punkt hinaus abgespielt werden. (Mithilfe dieser Einstellung wird verhindert, dass sich Tempoänderungen auf diesen Abspielparameter auswirken.)

Tempo

Tempo legt das Originaltempo eines Audio-Events fest. Mit dieser Angabe kann Bitwig Studio das Audiomaterial immer korrekt wiedergeben.

Wenn eine Audiodatei in ein Projekt importiert wird, sucht das Programm zuerst nach einem Hinweis auf das Originaltempo im Dateinamen (nach Worten wie z. B. 154bpm). Wenn dies erf<olglos ist, versucht Bitwig Studio das Tempo so genau wie möglich zu bestimmen.

Dieser Wert kann zu jeder Zeit korrigiert werden, eine Änderung hat aber zur Folge, dass sich die Position und das Timing des Audio-Events ändern.

Fades

Mit den Parametern Fade In und Fade Out können Sie unabhängige Fades am Anfang und Ende eines Audio-Events erstellen. Wenn Sie dies zusammen mit einem überlappenden Clip tun, können Sie so Crossfades erstellen.

Alle Parameter und Funktionsweisen sind dieselben, die auch auf Clipebene angewandt werden (siehe Fades und Crossfades mit Audiomaterial).

Operatoren

Im Gegensatz zu den übrigen Bereichen des Inspektor-Panels werden die Operatoren nur dann angezeigt, wenn Events (und nicht Clips) selektiert werden. Operatoren werden ausführlich in einem eigenen Kapitel behandelt (siehe Kapitel 12: Operatoren für lebendige musikalische Sequenzen).

Expressions

Dieser Bereich beinhaltet drei Expressions, die wir bereits kennen: Gain (siehe Gain-Expressions), Pan (siehe Pan-Expressions) und Pitch (siehe Pitch-Expressions). Diese Expressions haben zwar sehr unterschiedliche Funktionen, werden aber alle auf dieselbe Art und Weise eingestellt.

Unterhalb der Texteingabefelder für Gain und Pitch befinden sich Schalter, mit denen wir die Parameterwerte schrittweise um den angegebenen Wert erhöhen oder verringern können. Für die Gain-Expression ist der Wert in Dezibel angegeben, für die Pitch-Expression in Halbtonschritten.

Diese Expressions können, ähnlich wie Automationsdaten, aus mehreren Werten bestehen, die zusammen eine Automationskurve ergeben. Aufgrund dieser Möglichkeit ist der Wert, den Sie im Inspektor-Panel finden, ein Durchschnittswert aller Punkte dieser Expression. Lassen Sie uns das am Beispiel der Gain-Expression erklären.

Der Gain-Wert von -0.58 dB ist hier der Durchschnittswert aller fünf Punkte in dieser Expression.

Um die Expression-Kurve zu verändern, ändern Sie den Durchschnittswert in der Liste oder klicken Sie auf einen der Schalter darunter, um den Wert zu erhöhen oder zu verringern.

Diese Arbeitsschritte gelten für alle Expressions in diesem Bereich, egal ob es sich um den Durchschnittswert einer Kurve oder um einen einzelnen Wert handelt.

Die Schalter (mit einem Rechtspfeil) neben den Parameterwerten sind im Normalfall für das Histogramm vorgesehen, wenn mehrere Events gleichzeitig ausgewählt sind (siehe Das Histogramm). Diese Schalter erscheinen aber auch dann, wenn ein oder mehrere Expression-Punkte oder ein Clip selektiert sind.

Auf diese Weise können Sie den Mittelwert der Verteilung für die selektierten Punkte sowohl sehen als auch verändern.

Event-Menü-Funktionen

Diese Schalter wenden folgende Funktionen auf ausgewählte Audio-Events an:

  • Slide Waveform to Previous Onset verschiebt ein selektiertes Event so, dass es ab der vorherigen Onset-Markierung startet. Somit wird der Bereich der abspielbaren Audiodaten nach links verschoben und früheres Material abgespielt. Dies betrifft ausschließlich den Inhalt eines ausgewählten Events.

    Die folgenden Abbildungen zeigen ein selektiertes Event, bevor und nachdem die Funktion Slide Waveform to Previous Onset angewendet wurde:

  • Slide Waveform to Next Onset verschiebt ein ausgewähltes Event so, dass es ab der nächsten Onset-Markierung startet. Somit wird der Bereich der abspielbaren Audiodaten nach rechts verschoben und späteres Material abgespielt. Dies betrifft ausschließlich den Inhalt eines ausgewählten Events.

    Die folgenden Abbildungen zeigen ein selektiertes Event, bevor und nachdem die Funktion Slide Waveform to Next Onset angewendet wurde:

  • Reverse spielt die ausgewählten Events rückwärts ab. Diese Funktion dreht außerdem sämtliche Expression-Kurven um.

  • Reverse Pattern dreht die Reihenfolge der ausgewählten Events um, sodass das letzte Event zuerst abgespielt wird etc. Die Events werden weiterhin vorwärts abgespielt.

    [Anmerkung]Anmerkung

    Diese Funktion ist nur dann verfügbar, wenn mehrere Events ausgewählt sind.

    Die folgenden Bilder zeigen eine Gruppe von ausgewählten Events, bevor und nachdem die Funktion Reverse Pattern angewandt worden ist:

  • Scale 50 % halbiert die Länge eines ausgewählten Events, sodass es doppelt so schnell abgespielt wird. Alle Onsets und Beat-Markierungen werden ebenso proportional verschoben.

    Die folgenden Bilder zeigen Ihnen ein ausgewähltes Event, bevor und nachdem die Funktion Scale 50 % angewandt worden ist:

  • Scale Each 50 % ist ähnlich der Funktion Scale 50 % mit dem Unterschied, dass die Startzeit jedes selektierten Audio-Events unverändert bleibt.

  • Scale 200 % verdoppelt die Länge eines ausgewählten Events, sodass es halb so schnell abgespielt wird. Alle Onsets und Beat-Markierungen werden ebenso proportional verschoben.

    Die folgenden Bilder zeigen Ihnen ein ausgewähltes Event, bevor und nachdem die Funktion Scale 200 % angewandt worden ist:

  • Scale Each 200 % ist ähnlich der Funktion Scale 200 % mit dem Unterschied, dass die Startzeit jedes selektierten Audio-Events unverändert bleibt.

  • Bei Scale… muss der Wert der Skalierung manuell eingegeben werden, zusammen mit der Option Scale each (keep position), die festlegt, ob die Startzeit jedes selektierten Audio-Events unverändert bleibt oder nicht.

  • Unstretch entfernt alle Stretch-Marker von selektierten Audio-Events und stellt somit die ursprüngliche Wiedergabegeschwindigkeit wieder her.

  • Slice In Place… teilt das selektierte Event in mehrere kleine Events auf. In einem Dialogfenster können Sie festlegen, ob die Schnitte basierend auf Onsets (die erkannten Transienten), Beat-Markierungen (Stretch-Punkte, die manuell verändert werden können) oder dem Notenintervall (auf dem Taktraster) erfolgen sollen. Dies kann eine sehr effiziente Art und Weise der Audiobearbeitung sein, besonders dann, wenn Events bei Onsets zerschnitten und dann weiterbearbeitet werden.

    [Anmerkung]Anmerkung

    Falls die Option Automatically create fades on event splits aktiviert ist, werden beim Zerschneiden von Audio-Events automatisch Ein- und Ausblendungen hinzugefügt. Diese Einstellung können Sie im Dashboard im Tab Settings auf der Seite Behavior im Bereich Fades ändern.

  • Slice At Repeats zerschneidet selektierte Audio-Events mithilfe des Repeats-Operators und erzeugt so neue Events (siehe Zerschneiden an Repeat-Positionen). Falls ein selektiertes Event Repeats nicht aktiviert hat, erfolgt keine Änderung.

  • Reset Fades entfernt alle Fades von selektierten Audio-Events.

  • Auto-Fade fügt eine schnelle Ein- und Ausblendung zu allen selektierten Audio-Events hinzu.

  • Auto-Crossfade fügt einen kurzen Fade-in und Fade-out zu allen selektierten Audioclips hinzu. Bei direkt aufeinanderfolgenden Clips werden Crossfades erzeugt.

  • Quantize ist mit der Funktion Quantize… identisch, mit der Ausnahme, dass hier immer die zuletzt eingestellten Parameter verwendet werden.

  • Quantize… verschiebt die Start- und/oder Endpunkte eines ausgewählten Events in Relation zum Taktraster. Weitere Parameter für diese Funktion erscheinen, wenn Sie den Schalter mit dem Rechtspfeil drücken.

    • Grid Mode legt fest, ob die Rastereinstellung des gerade aktiven Editors benutzt werden soll oder ob mit Custom ein eigenes Raster zur Anwendung kommen soll.

    • Mithilfe des Custom Grid können Sie die Taktraster-Auflösung und Taktraster-Unterteilung für die Quantisierung einstellen (siehe Taktraster-Einstellungen).

      [Anmerkung]Anmerkung

      Dies ist nur dann verfügbar, wenn Grid Mode auf Custom eingestellt ist.

    • Shuffle legt den Anteil des Swing/Grooves (siehe Transportbereich) fest, der auf das Taktraster für die Quantisierung angewandt werden soll.

    • Mit Humanize können Sie der Quantisierung zufällige Abweichungen hinzufügen. Durch diese kleinen Unzulänglichkeiten entsteht eher der Eindruck, dass ein Mensch statt einer Maschine die Daten eingespielt hat.

    • Start Amount bestimmt den Anteil der Quantisierung der Startposition eines Events.

      Ein Wert von 50.0% würde beispielsweise die Startposition eines ausgewählten Events auf die Stelle setzen, die sich genau zwischen der Startposition und dem nächstgelegenen Punkt eines Taktrasters befindet. Ein Wert von 100.0% platziert das Event genau auf den nächstgelegenen Punkt eines Taktrasters.

    • End Amount bestimmt den Anteil der Quantisierung des Endpunkts eines Events.

    [Anmerkung]Anmerkung

    Humanize ist der letzte Parameter der Quantisierungsfunktion. Selbst wenn Start Amount auf 100 % gesetzt ist, werden Events nicht genau auf das Taktraster verschoben, solange Humanize aktiviert ist.

    Den Quantisierungsbefehl können Sie entweder durch einen Klick auf Apply ausführen (am unteren Ende des Parameterbereichs) oder Sie können Quantize Time direkt anklicken.

  • Make Legato verändert die Länge eines ausgewählten Events, sodass es unmittelbar vor dem nächsten Event endet. So wird eine nahtlose Reihe von Events erzeugt.

    Die folgenden Bilder zeigen eine Gruppe von ausgewählten Events, bevor und nachdem die Funktion Legato angewandt worden ist:

Arbeiten mit mehreren Audio-Events

Mit dem Inspektor-Panel lässt sich auch eine Auswahl mehrerer Events gleichzeitig bearbeiten.

Die meisten der bereits beschriebenen Funktionen lassen sich auch auf eine Auswahl mehrerer Events anwenden. (Eine Ausnahme ist die Funktion Reverse Pattern, die ausschließlich mit einer Auswahl mehrerer Events funktioniert.)

Sobald mehrere Parameter ausgewählt sind, kann die Arbeit mit ihnen allerdings etwas schwieriger werden. Bitwig Studio bietet Ihnen aber eine Reihe von Möglichkeiten, welche Ihnen die Arbeit mit größeren Mengen an Parameterdaten erleichtert.

Mixed-Einstellungen

Wir haben bereits Expressions kennengelernt, die einen Durchschnittswert mehrerer Punkte bilden. Dies funktioniert immer dann, wenn wir es mit Zahlenwerten zu tun haben, allerdings bestehen einige Parameter nur aus Werten für das Ein- oder Ausschalten. Im Falle einer solchen Mixed-Einstellung zeigt das Inspektor-Panel die Parameteranzeige mit diagonalen Streifen an.

Im obigen Bild sind die Schalter Mute, Fade-IN, Fade-OUT und beide Onset-Schalter (Preserve und Vorhören) orange-grau gestreift, um zu verdeutlichen, dass sie bei einigen Events aktiviert, bei anderen deaktiviert sind.

Zusätzlich ist auch das Menü Mode als (mixed) gekennzeichnet und zeigt somit an, dass nicht alle ausgewählten Events dieselbe Einstellung haben.

Das Histogramm

Schließlich gibt es in Bitwig Studio noch das Histogramm zur Arbeit mit einer Auswahl von mehreren numerischen Werten. Die Aufgabe des Histogramms ist es, unterschiedliche Werte eines Parameters über einen bestimmten Zeitraum, in diesem Fall die Länge ausgewählter Events, darzustellen.

Im Histogramm können Sie Werte aber ebenso modifizieren oder neu erstellen. Dies werden wir am folgenden Beispiel erklären.

Wir beginnen wieder mit dem Drumloop, den wir schon von anderen Stellen des Kapitels kennen.

Wenn wir die Funktion Split at Onsets ausführen, wird das Event an jeder Onset-Markierung zerschnitten, sodass wir nun einen Loop haben, der aus mehreren kleinen Events besteht.

Wir wählen nun alle Events aus, indem wir entweder CTRL+A (CMD+A auf dem Mac) drücken oder Select All aus dem Edit-Menü oder dem Kontextmenü auswählen. Sobald alle Events ausgewählt sind, klicken wir im Detail-Editor-Panel auf die Pitch-Expression.

Bevor wir fortfahren, seien noch einige Dinge angemerkt.

Erstens: Im Inspektor-Panel heißt diese Auswahl von Events AUDIO EVENTS (19). Die Zahl 19 in der Titelzeile weist uns darauf hin, dass zurzeit 19 Audio-Events ausgewählt sind und alle Funktionen, die nun ausgeführt werden, sich auf alle 19 Events auswirken.

Zweitens: Dort, wo die Events anhand der Onset-Markierung zerschnitten wurden, befinden sich Fades, weil in der Standardeinstellung die Option Automatically create fades on audio clip/event edits eingeschaltet ist. (Diese Einstellung befindet sich im Dashboard im Settings-Tab auf der Seite Behavior im Bereich Fades.)

Die einzigen Stellen, wo keine Überblendungen stattfinden, sind am Startpunkt des ersten und am Endpunkt des letzten Events, weil dort das Event nicht zerschnitten worden ist. Aus diesem Grund werden die beiden Fades-Schalter gestreift dargestellt.

Drittens: Im Expression-Bereich des Inspektor-Panels sehen wir am Ende jedes numerischen Eingabefeldes einen Rechtspfeil. Dieser erscheint, weil wir mehrere Events gleichzeitig ausgewählt haben. Mit einem Klick auf den Pfeil können wir das Histogramm aufrufen.

Mit diesen Erkenntnissen können wir nun fortfahren.

Die Pitch-Expression ist im Moment leer und enthält keine Punkte. Nun klicken wir auf den Regler des Pitch-Parameters, ohne ihn jedoch zu verändern.

Mit einem Klick auf diesen Parameter wird ein Expression-Punkt am Beginn jedes Events erstellt. Auch wenn jeder Punkt zunächst auf dem Wert 0.00 (Halbtöne) steht, haben wir nun eine Arbeitsgrundlage.

Mit einem Klick auf den Rechtspfeil neben dem Pitch-Parameter öffnen Sie das Histogramm.

Das Histogramm besteht aus vier Elementen:

  • Die große Anzeige auf der rechten Seite ist das eigentliche Histogramm, das eine Anzahl verschiedener Werte anzeigt, die in unserer Auswahl vorkommen. Sie ist momentan leer, da wir noch keine unterschiedlichen Werte haben.

  • Mean zeigt den Durchschnittswert aller ausgewählten Werte an.

  • Mit Spread können Sie die Größe des Bereichs verändern, in dem sich die Werte befinden.

  • Mit Chaos können Sie die ausgewählten Werte per Zufallsprinzip verändern.

Das Verändern des Spread-Reglers würde keine Auswirkung haben, da momentan alle Werte gleich sind. Das Verändern des Mean-Reglers würde alle Werte um den gleichen Betrag verändern und somit auch keine Auswirkung haben. Also klicken wir auf den Regler Chaos und ziehen ihn nach oben.

Nun haben wir eine Variation in dieser Expression.

Wir sehen, dass etwas Leben in die Histogramm-Anzeige gekommen ist. Auf der horizontalen Achse sehen wir die Pitch-Werte der verschiedenen Events – von -24 Halbtönen auf der linken, über null Halbtöne in der Mitte (keine Veränderung der Tonhöhe) bis hin zu +24 Halbtönen auf der rechten Seite. Die vertikale Achse zeigt uns grob die Anzahl der Events an, die in der Nähe des Werts gefunden wurden.

Die Verteilung der Werte tendiert zur linken (negativen) Seite, und tatsächlich zeigt uns Mean an, dass der Durchschnittswert bei -1.31 Halbtönen liegt. Im Inspektor-Panel sehen wir einen identischen Pitch-Wert, der uns verdeutlicht, dass diese beiden Regler identisch sind.

Der Chaos-Wert wird in der Einheit des ausgewählten Parameters dargestellt, in diesem Fall handelt es sich also um eine Verschiebung um 25.25 Halbtöne. Weil die Pitch-Expression als bipolarer Wert angegeben wird, bedeuten 25.25 Halbtöne also eine Verteilung zwischen -12.125 und +12.125 Halbtönen.

Wenn wir uns den neuen Verlauf der Pitch-Expression im Detail-Editor-Panel anschauen, stellen wir fest, dass der höchste Punkt ungefähr bei +12 Halbtönen liegt (beim vierten Taktschlag) und der niedrigste Punkt bei ungefähr -12 Halbtönen (ebenfalls beim vierten Taktschlag, unmittelbar vor dem höchsten Event).

Wenn uns der Verlauf der Expression gefällt, uns aber etwas zu extrem ist, können wir wieder das Histogramm aufrufen und den Spread-Wert verringern, um den Wertebereich etwas einzuengen.

Weil der Spread-Regler auf einen Wert unterhalb 100 % eingestellt ist, wird der Wertebereich in der Tat eingeschränkt. Die Kurve des Histogramms wird schmaler und höher – ein Anzeichen dafür, dass mehrere unserer 20 Punkte sehr nah aneinander liegen. Die Kurvenform ist jedoch mit der Ausgangsform vergleichbar.

Interessanterweise wurde der Chaos-Wert wieder auf 0.00 zurückgesetzt, als wir das Histogramm erneut aufgerufen haben. Dies passierte unmittelbar nachdem wir die Einstellung für Chaos vorgenommen und die Maustaste losgelassen haben. Dasselbe war auch bei der Spread-Funktion der Fall, die nun wieder auf 100 % zurückgestellt ist, nachdem wir die Maustaste losgelassen haben.

Jeder dieser beiden Werte hat einen bestimmten Anteil an der Verteilung der Expression-Punkte. Im Gegensatz zu Mean beziehen sie sich aber auf bevorstehende Veränderungen und reflektieren nicht die Werte, die im Histogramm aktuell angezeigt werden.

Schließlich können wir mit der Mean-Funktion die gesamte Expression verschieben, sodass sie nicht mehr um den Wert null zentriert ist.

Indem wir Mean auf 12.00 stellen, verschiebt sich der Durchschnittswert um eine Oktave nach oben. (Auch hier hätten wir wiederum den Pitch-Parameter benutzen können, um zum gleichen Ergebnis zu kommen.)

Dies war ein kurzer Überblick über die Funktionsweise des Histogramms. Wir haben deshalb so viel Zeit damit verbracht, weil das Histogramm an allen Stellen von Bitwig Studio verfügbar ist, wo eine Gruppe von numerischen Werten selektiert werden kann.

War dieser Beitrag hilfreich?

Bitte melde dich an, um uns Feedback zu senden.
Login